Jedes Jahr stehen Millionen Haushalte in Deutschland vor der Entscheidung: echter oder künstlicher Weihnachtsbaum? Was nach Geschmack klingt, hat ökologische Folgen – und viele unterschätzen sie. Außerdem kursieren Irrtümer. Einer der hartnäckigsten: Ein Plastikbaum sei umweltfreundlicher, weil dafür kein Baum gefällt werde. Die Realität sieht anders aus.
Natur schlägt Plastik – auch beim CO₂-Ausstoß
Ein natürlicher Weihnachtsbaum mit etwa zwei Metern Höhe verursacht während seiner Aufzucht und Ernte rund 1,71 kg CO₂. Für den Transport innerhalb Deutschlands kommen durchschnittlich 0,89 kg hinzu. Insgesamt ergibt sich eine Belastung von etwa 2,84 kg CO₂ pro Baum. Hochgerechnet auf rund 16 Millionen verkaufte Naturbäume ergibt das eine Gesamtemission von etwa 45.400 Tonnen CO₂ jährlich.
Dem gegenüber steht der künstliche Weihnachtsbaum, meist aus PVC gefertigt. Für die Produktion eines solchen Baumes – etwa 12 kg schwer – entstehen rund 36 kg CO₂. Hinzu kommen 5,81 kg für den Transport aus Asien, etwa von Shanghai nach Hamburg. Bei rund 2 Millionen verkauften Exemplaren ergibt sich eine jährliche Belastung von etwa 82.800 Tonnen CO₂.
Mit anderen Worten: Ein Plastikbaum verursacht pro Stück mehr als das Zwölffache an Emissionen im Vergleich zum echten Baum. Und das, obwohl er oft über mehrere Jahre hinweg genutzt wird.
Transportwege – regional vs. Global
Auch die Transportwege sprechen für den Naturbaum: Während dieser meist regional vertrieben wird, reist der Plastikbaum bis zu 21.000 Kilometer. Die CO₂-Emissionen pro Kilometer mögen bei Containerschiffen geringer sein, doch die Distanz hebt diesen Vorteil auf.
Verwertung: Vom Tierfutter bis zur Energiequelle

Nach dem Fest beginnt für den Baum ein zweites Leben. Naturbäume können energetisch verwertet werden – zehn Bäume erzeugen etwa 200 kWh Strom. Sie dienen als Tierfutter, werden zu Hackschnitzeln verarbeitet oder fließen in die Spanplattenproduktion ein. Dabei bleibt das CO₂ im natürlichen Kreislauf gebunden.
Plastikbäume hingegen landen meist in der Müllverbrennung – oft in Zementwerken. Dabei entstehen giftige Gase wie Chlorwasserstoff, Dioxine und Benzapyren. Eine stoffliche Verwertung ist kaum möglich, und das Recycling von PVC ist technisch wie wirtschaftlich problematisch.
Nachhaltigkeit beginnt beim Anbau
Ein Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet während seiner zehnjährigen Wachstumszeit bis zu 145 Tonnen CO₂ und bietet Lebensraum für Kleintiere. Durch kontinuierliche Nachpflanzung bleibt die CO₂-Bilanz ausgeglichen. Viele Kulturen arbeiten nach ökologischen Standards und fördern Biodiversität sowie regionale Wertschöpfung.
Fazit: Der Mythos vom „umweltfreundlichen“ Plastikbaum
Die Vorstellung, mit einem künstlichen Baum dem Wald zu helfen, ist ein Irrtum. Wer sich für einen echten Weihnachtsbaum entscheidet – idealerweise regional, nachhaltig verpackt und direkt vom Erzeuger – trifft eine Entscheidung für Umwelt, Klima und Gesundheit. Und schenkt dem Fest nicht nur Glanz, sondern auch ein gutes Gewissen.
Quellen:
Mesh Pack GmbH; meshpack.com
Verband Natürlicher Weihnachtsbaum – Umwelt & Klima; natürlicher-weihnachtsbaum.com
europarl.europa.eu/topics/de
Abb.PLASTIKATLAS | Appenzeller/Hecher/Sack, CC BY 4.0